7. Saarbrücker Blues- & Rootsfestival: musikalisches Brückenbauen

Die 2024-er Ausgabe des Blues- & Rootsfestivals ist Geschichte – eine gute Gelegenheit, Bilanz zu ziehen! Die wichtigste Erkenntnis ist: es war tatsächlich das im Vorbericht der SAARBRÜCKER ZEITUNG angekündigte Fest der interkulturellen Klänge.

Gleich der Festival-Opener, Yannick Monot und seine ‚Helt Oncale Louissiana Band‘ nahmen das Publikum mit auf eine musikalische Brücke zwischen Frankreich als Auswandererland und den francophonen Regionen in Kanada. Monots launige Ansagen waren ein buntes Mosaik, in dem sowohl Ludwig der Vierzehnte, als auch die Beschreibung der archaischen Sumpflandschaften am Mississipi vorkamen. Der swingende Sound, immer changierend zwischen den französischen Bestandteilen und dem amerikanischen Idom, lebendig präsentiert vom Gitarristen der Band Helt Oncale, überzeugte das Publikum. Cajun und Zydeco, die europäisch-amerikanische Musikstile wurden an diesem Abend so richtig prall erlebt – und plötzlich war Louisiana ganz nah!

Eine ganz andere, nicht minder spannende Verbindung erlebte das Publikum anschließend beim Auftritt von Andrea de Luca und seiner Band: die italo-amerikanische Connection. Denkt man gemeinhin bei dieser Verbindung eher an die Mafia, zeigte sich an diesem Abend, dass es auch andere überzeugende Varianten gibt: die musikalische Brücke durch den Blues! De Luca, eigentlich Kind der ‚ewigen Stadt am Tiber‘ bewies bei seinem Konzert, dass auch er ‚den Blues hat‘ und überzeugend präsentieren kann. Schon der Beginn seines Konzertes mit einem Solo auf einem zur steel-pedal Gitarre umgebauten Skateboard war ein echter ‚burner‘. Was folgte war ein wilder musikalische Ritt in Sachen Bluesrock, der keine Wünsche offen ließ und das Publikum begeisterte. Eine spezielle Note bekam das Konzert durch ein zusätzliches regionales ‚Schmankerl‘: die musikalische Einlage des pfälzischen Bluesharmonikaspielers Blind Dog Mayer.

Die Bluesnacht des BREITE63 – Festivals: auch in diesem Jahr wieder ein schönes stimmungsvolles Erlebnis für die Saarbrücker ‚Bluesgemeinde‘.

Der Festival-Samstag war der Weltmusik-Tag und präsentierte im ausverkauften Saal eine im wahrsten Sinne des Wortes vielfarbige und emotionale Mischung aus Klängen, Rhythmen, Sprachen, Tänzen und Instrumenten. Es war im ersten Teil des Abends auch ein starkes verbindendes Signal nach Sizilien, deren Region Agrigento im Süden der Insel ja Partnerregion zum Regionalverband Saarbrücken ist. Vor einer großen Zahl von begeisterten Mitgliedern des ‚Sizilianischen Freundeskreises im Regionalverband‘, die auch gekommen waren entfalteten die vier Musiker von ‚Domo Emigrantes‘ ein Spektakel aus ungeheuer kraftvoll archaischer und mitreißender Tanzmusik aus Sizilien, Apulien und anderen Regionen am Mittelmeer und würzten dies zusätzlich mit einem humorvollen englisch-italienischen Ansage-‚Pingpong‘. Den Schlußteil des Auftritts stand das Publikum tanzend, mitklatschend oder zumindest füßestampfend-die Intensität der Achse Saarbrücken-Agrigento war förmlich ‚mit den Händen zu greifen‘.

Was ‚kultureller Schmelztiegel‘ bedeutet, war anschließend beim Schlußkonzert des Festivals zu verstehen und zu bewundern. Die geballte Frauenpower des weiblichen Sextetts ‚Las Karamba‘ aus der katalonischen Hauptstadt Barcelona (im Übrigen nach ‚Las Migas‘ bereits die 2. Frauenband aus dieser Kulturstadt am Mittelmeer) lieferte ein perfekte Show ab, die erahnen ließ, wie ungeheuer mitreißend und kraftvoll die Synthese aus Musik unterschiedlicher Kulturen, hier der mediterranen und der südamerikanischen sein kann – Weltmusik as its best! In farbenfrohes und kreatives Bühnenoutfit gewandet, zeigten die Musikerinnen aus Spanien, Argentinien, Venezuela und Kuba ihr großes Können und bewiesen eine ungeheure Spielfreude, die sich auf das Publikum übertrug. Nach den Tarantella-Tänzern aus dem ersten Teil des Abends sah man nun etliche Salsatänzer*innen sich zu den Klängen der Las Karamba-Musik bewegen. Unter ‚standing Ovations‘ verließ die Band die Bühne und hinterließ ein dankbares und beeindrucktes Publikum.

Auf Wiedersehen- Arrividerci- Adios ‚Blues- & Roots 2024, ein herzlicher Dank an die Förderer und Sponsoren, insbesondere dem Hauptsponsor Sparkasse Saarbrücken – au revoir 2025 zur 8. Festivalausgabe unter dem Motto ‚NANTES-NAONED‘ im Rahmen des 60. Partnerschaftsjubiläums Saarbrücken-Nantes!

 

 

  • Saarbrücken, den 10.11.2024
  • Hans-Martin Derow, künstl. Leitung,
    Soziokulturelles Zentrum BREITE63

    BREITE63.DE